Geschichten

Mittwoch, 12. September 2007

Sie

Als ich in den Club ging, saß sie an der Bar.
Als ich nachts durch die Stadt lief, sah ich sie unter jeder Laterne stehen.
Als ich ins Kino ging, saß sie zwei Reihen vor mir.
Als ich durch ihre Gegend lief, sah ich sie an jeder Ampel stehen.

Als ich sie im Park suchte, war sie nicht da.
Als ich sie im Cafe suchte, war sie nicht da.
Als ich sie bei ihren Freunden suchte, war sie nicht da.
Als ich sie auf dem Konzert suchte, war sie nicht da.

Alle Gedanken bei ihr, aber sie war nicht bei mir.



Fugees "Killing me softly" ;-)
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Donnerstag, 6. September 2007

Die Geschichte mit A

Sie begegneten sich bei einem Workshop zum ersten Mal richtig. Vorher gab es nur flüchtige Begegnungen während der Vorlesungen. Sie war klein, zierlich, mit lustigen Sommersprossen übersäht. Ihre grünen Augen passten gut zu ihrem rotblonden Haar. Sie war nicht wirklich attraktiv, fast etwas spröde. Trotzdem übte sie eine Anziehungskraft auf ihn aus.

Zu Beginn hatte er nicht ahnen können, wo das Ganze enden wird. Es gab nur kleine Gespräche über dies und das. Er war an ihren Berichten über ihren Amerikaaufenthalt interessiert. Sie schien zu wissen, wo sie hinwollte. Ständig drehten sich die Gespräche in der Mensa oder Cafeteria um Karriere oder die Noten. Sie blieb für ihn allerdings ein großes Rätsel, obwohl ihre Gespräche persönlicher wurden. Vielleicht lag es daran, dass er noch mit einer anderen Frau beschäftigt war.

Sie hielten lockeren aber konstanten Kontakt. Sie telefonierten und schrieben sich Mails. Irgendwann Anfang Mai kam er auf die Idee, sie zu einer Party mitzunehmen.

Als er sie abholte, traute er seinen Augen kaum. Statt der gewohnten Schlampersachen trug sie ein eng anliegendes Oberteil. Sie sah wirklich sexy aus, als sie ihm die Tür öffnete. Später standen sie auf der Party im Gang. Sie war dichter als sonst bei ihm. „Hast du Angst, ob du dich auf mich einlassen sollst?“ Nach dieser, seiner Frage, blicket sich nach unten und sagte „Vielleicht.“ Sie hatte es kaum ausgesprochen, da küsste er sie. Auf der Heimfahrt wirkte sie verstört, trotzdem durfte er bei ihr übernachten. In dieser Nacht passierte nichts.

Sie sahen sich jetzt öfters. Die Gespräche liefen immer mehr auf das Thema Sex zu. Es wurde auf-, um-, ab- und wieder aufgebaut. Aber sie blieb in einer gewissen Weise für ihn unnahbar, distanziert und kontrolliert. Fuck with friends, so nannte sie das. Er wollte eine Beziehung mit ihr. Er genoss ihre Nähe, wenn sie diese zuließ. Als sie ihm erzählte, dass sie komplett rasiert sein, konnte er nicht widerstehen. Es folgten Nächte mit intensivem Sex. Meist trafen sie sich bereits am Nachmittag nach der letzten Vorlesung. Am nächsten Morgen war sie spätestens um 08:00 Uhr verschwunden. Ohne ein Wort, nachdem Sie ausgiebig geduscht und sein Bad in ein Hamam verwandelt hatte.

Immer, wenn er das Thema Beziehung ansprach, wurde sie ausweichend. Dabei begannen sie doch, eine solche zu führen. Sie trafen sich regelmäßig, hingen im Tacheles, Bars, Kinos oder bei ihm ab. Gingen gemeinsam auf Konzerte. Das Tabu der persönlichen Themen wahrten beide. Er wusste was sie tat, nur nicht was sie vorhatte. Macht er dann doch einmal eine Bemerkung über ihre Dinge, wurde diese sofort von ihr mit vernichtenden Anmerkungen vom Tisch gewischt. Wollte er sie mehr an seinem Leben teilhaben lassen, dann wechselte sie schnell das Thema und konnte sich stundenlang über die richtige Essensweise eines Menüs von MC Doof auslassen. Sie spielten nicht nur körperliche sondern auch seelische SM-Spiele. Es ging um Macht! Er rief sie nicht an, wenn sie nach einem gemeinsam verbrachten Wochenende, wortlos verschwunden war. Obwohl er es wollte - nur aus Prinzip. Er sagte ihr nicht, dass er sich in sie verliebt hatte - nur aus Prinzip. Sie schmiss ihm an den Kopf, dass er ja eigentlich mit einer Anderen zusammen sein wollte. Darauf blieb er wortlos. Nur wenn er sich über ihren Musikgeschmack lustig machte, sie war der größte ABBA-Fan, welcher ihm jemals begegnet war, wurde sie zickig. Es waren Spiele ohne Bedeutung, eigentlich blieben beide Autisten, die ab und an Zeit mit einander verbrachten. Sie konnten sich keine echten Verletzungen zufügen, dachte er.

Am Ende des Semesters sagte sie zu ihm, dass sie für ein paar Wochen in eine andere Stadt gehen wird. Sie konnte dort ein Praktikum bei einer der großen Beratungsfirmen machen. Das brauchte sie ihrer Meinung nach für ihre spätere Karriere. Er verstand es nie, warum alle so geil darauf waren, bei diesen Firmen ein Praktikum zu machen, was dann doch nur aus Kaffee kochen und sonstigen Hilfsarbeiten bestand. Streit! Er wollte mit ihr den Sommer in der Stadt verbringen; sie wollte eine coole Vita für ihre Bewerbungen. Nach zwei Wochen beendete er alle Überredungsversuche. Sie sahen sich weiter, mieden aber das Thema Praktikum und Beziehung. Wenn er dann doch zaghaft das Thema gemeinsame Zukunft ansprach, ließ sie ihn eiskalt auflaufen.

Als sie weg war, folgten einige Telefonate und Mails. Und dann plötzlich, für ihn vollkommen unerwartet, schrieb sie, dass er sich nicht mehr bei ihr melden soll und stellte jede Kommunikation ein.

Der Sommer war gelaufen. Er war auf sich zurückgeworfen und hatte sich selten so einsam gefühlt. Da sie nicht mehr auf seine Mails, er hatte ihr noch zweimal geschrieben, reagierte, mussten seine besten Freundinnen für Erklärungsversuche herhalten. Er wollte wissen, wie er sich jetzt richtig verhalten sollte. Das es in solchen Situationen kein richtig oder falsch gibt, verstand er erst später. Für sie war von Anfang an klar gewesen, dass sie die Beziehung beenden würde, sobald sie in der anderen Stadt war.

Sechs Wochen später klingelte bei ihm das Telefon. Sie war dran. Die gemeinsame Projektarbeit musste noch beendet werden. Also trafen sie sich wieder, gingen wieder zusammen ins Tacheles, Bars, Kinos und ins Bett.

Eines Tages, sie hatten gerade einen Film gesehen und waren auf dem Weg zu ihr, erzählte sie ihm, dass sie glücklich verliebt sei. Für einen Moment blieb sein Herz stehen. Der letzte Funken Hoffnung trieb gerade die Spree hinab. Er blieb die Nacht für ein letztes Mal bei ihr.

Allmählich starb der Kontakt ab. Er lebte in seiner Welt, sie in ihrer. Er wollte nicht hören, wie glücklich sie und wie toll ihr Kerl war. Nach einem halben Jahr meldete sie sich bei ihm. Er rief nicht zurück. Zweimal sah er sie zufällig noch, aber er sprach sie nicht an und war sich auch nicht sicher, ob sie ihn überhaupt bemerkt hatte.

Manchmal denkt er noch an sie und fragt sich, was sie wohl jetzt macht und wie es ihr geht. Hoffnung auf den Zufall hat er nicht. Gerade ertappt er sich dabei, wie er nach ihr „googlet“. Wenigstens mal ein Hallo, wäre nicht schlecht! Die Trefferquote ist ernüchternd!
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Dienstag, 4. September 2007

Herbststürme

Der Winter schickt seinen Vorboten, den Herbst, ins Land. Stürme, Regen und graue Tage. Ich schließe das Fenster und werfe die Heizung an. Ein Glas Wein und eine Zigarette auf diese Jahreszeit.

Jetzt ist das Jahr wieder vorbei, denke ich. Dabei hatte ich mir doch so viel vorgenommen. Zwei, drei kleine Hoffnungen keimten in diesem Sommer – mehr nicht.

Der Stapel der nicht gelesen Bücher liegt auf dem Regal neben mir. Bald werde ich sehr viel Zeit für sie haben. Mich überfällt ein leichter Anflug von Müdigkeit und Melancholie. Jeden Tag die gleichen Rituale, ich will sie nicht mehr. Noch eine weitere Zigarette wandert in meinem Mund. Ihr Qualm füllt langsam das Zimmer.

Die Gedanken haben jetzt genug Zeit zum Kreisen. Veränderung ist der Motor des Lebens. Morgen werde ich wieder aufstehen. Bald kommt das nächste Jahr und wieder neue Ziele.
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Mittwoch, 8. August 2007

Widersprüche

Er will links abbiegen, an der Kreuzung fährt er nach rechts.
Er will leichte Wege im Leben gehen, entscheidet sich instinktiv für die Schweren.
Buchhalter des Lebens findet er Scheiße. Neulich entdeckte er in seinem Unterbewusstsein ein Heft in dem er selbst Bilanz führt.
Er will cool sein. In den entscheidenden Augenblicken gelingt ihm das nicht. Dann ist er nur sprachlos, verwirrt und absolut uncool.
Er hasst Zauberer und Feen, die ihm drei Wünsche versprechen, diese aber nicht erfüllen können und fällt trotzdem auf sie rein.
Er will nicht erwachsen werden, wird es mit jedem Tag und jeder Erfahrung mehr.
Ein anderes Leben fände er nicht schlecht, kann sich aber von den Vorzügen seines Derzeitigen nicht trennen.
Er will nicht so kopflastig sein, und rennt dann doch mit seinen Gedanken im Kopf um die Wette.
Er will nicht berechenbar sein und ist es doch.
Er weiß, dass in Büchern nicht die Wahrheit über das Leben steht und liest sie doch.

Anyway, er ist immer noch neugierig aufs Leben und lässt den kleinen Jungen in sich nicht sterben.
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Donnerstag, 2. August 2007

Sie sind wieder da – alte Menschen

Vor einiger Zeit tauchten Sie auf, fielen in fremde Häuser ein und hinterließen eine Spur der Verwüstung. Dann waren sie für einige Zeit verschwunden. Die Welt atmete auf. Die Gefahr war gebannt!

Neulich wurden sie aber wieder gesichtet. Wie jetzt der Sprecher der Bundesanstalt für die Überwachung subversiver Tätigkeiten der Alten (BÜTA) auf Nachfrage bestätigte, ist es gelungen zwei Exemplare auf dem Beatsteaks-Konzert in Berlin zu fotografieren. Nach dem sie einer Frau die Brille entwendeten, gaben sie sich dem Konsum von Drogen, die der Jugend vorbehalten sind, hin, um anschließend in der Masse wild rumzupogen. Andere Beobachter konnten die Erscheinung nicht richtig einordnen und dachten, dass der Veranstaltungsort in Brand gesteckt wurde. Leider brach der Kontakt zu beiden nach dem Konzert ab.

Frau H. aus H. "Ich war geschockt! Laut johlende alte Kerle überfielen mich von der Seite und rissen mir die Brille vom Gesicht. Wie soll ich mich jetzt noch auf die Straße trauen?"
Brille2

Einige Tage später ging bei einer Versicherung eine Anzeige ein, in der einer der Verdächtigen einen Schadensersatz für seine versauten Schuhe forderte.
Reik_Schuhe_Davor

Reik_Schuhe_2

Die Regierung hielt diese Information geheim, weil es ihr bis jetzt nicht gelungen ist, eine qualifizierte Einschätzung der von den alten Menschen ausgehenden Gefahr zu erstellen. Ich kann nur sagen: Seid wachsam! Traut ihnen nicht! Sie sind gefährlich und heimtückisch!

Wanted:
Brille3 Brille1
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Montag, 23. Juli 2007

A. und B.

A. trifft B.

A. denkt Interessant, mal schauen was möglich wäre. B. sagt Vielleicht - will aber nicht schauen was möglich ist, schon gar nicht jemanden verletzen und fängt an zu spielen.

Später treffen beide wieder aufeinander. Lockerer Umgang, absolute Fehlanzeige. A. hätte es sich denken können, die gleiche Situation bereits hundertmal erlebt. B.: Kein-Hoffnung-Aufkommen-Lassen-Verhalten. A.: Ich-Habe-Verstanden-Verhalten. Ohne es auszusprechen, wissen beide, dass sie sich nicht wieder sehen werden.

Schade, aber Scheiß auf Freunde sein, denkt sich A. und stolpert weiter durchs Leben.
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Samstag, 14. Juli 2007

Das Meeting

Eine halbe Stunde vor Beginn des Meetings klingelt das Telefon bei Manager B. Der Abteilungsleiter der Abteilung Z, Herr D., möchte schnell noch ein vorbereitendes Gespräch führen. Nach 10 Minuten ist man sich einig. Dass Thema der Abteilung V, welche eingeladen hat, ist aus ihrer Sicht derzeit nicht relevant. Außerdem torpedierte der Abteilungsleiter der Abteilung V vor einigen Monaten das Vorhaben von Herrn D. und Manager B. dem Unternehmen eine neue Ausrichtung zu geben, weil er nicht nachvollziehen konnte, dass der Verkauf von bunten Plastikkarten an Rentner, die einen Rabatt von 20 Prozent auf Kuchen der Bäckerei-Kette „Sahneschnitte“ und auf alle Getränke beim Tanztee garantierte, eine Marktlücke darstellen sollte.

Die Abteilung V möchte die internen Vertriebsprozesse mit dem Ziel reorganisieren, zukünftig flexibler auf Kundenbedürfnisse reagieren zu können. Das Meeting findet in einem der gut ausgestatteten Räume der Abteilung V statt. Auf Anregung der Key Account Manager sind dort jetzt Designermöbel vorhanden, die die Atmosphäre bei den Verkaufsgesprächen verbessern sollen.

Herr W. vom Vertriebscontrolling begibt sich fünf Minuten vor Beginn des Meetings in den Besprechungsraum. Er hat heute noch nicht gefrühstückt und will sich einen der Keksteller sichern. Sein Vorhaben misslingt, da er gleichzeitig mit Frau Z. und Frau M. eintrifft. So schiebt er sich nur schnell drei Kekse in den Mund, bevor die restlichen Teilnehmer eintreffen.

Alle, bis auf Frau Z., stellen ihre Laptops auf den Tisch. Frau Z. wurde versehentlich beim Verteilen dieser vergessen. Seit drei Monten versucht sie nun vergeblich die IT-Abteilung zum Kauf eines weiteren Laptops zu bewegen.

Der Abteilungsleiter der V-Abteilung eröffnet mit einleitenden Worten das Meeting. Schnell wirft er noch zwei erklärenden Charts an die Wand. Anschließend meldet sich Manager D. „Bevor wir zum heutigen Thema kommen, möchte ich nochmals betonen, dass ihre Abteilung vor einigen Monaten unseren innovativen Vorschlag hinsichtlich der bunten Plastikkarten verhinderte...“ Jetzt beginnt die ganze Hass-Tirade, denkt sich Frau M. Mehrmals versucht Herr W. Manager B. mit dem Hinweis zu unterbrechen, dass dies heute nicht das Thema sei. Nach drei Minuten gelingt es dem Abteilungsleiter der V-Abteilung ihn zu stoppen. Kurze Zeit später erhält Herr D. unbeabsichtigt von Frau M. sein Stichwort und beschwert sich über die fehlende Kooperationsbereitschaft der Abteilung V. Herr W. schenkt sich bereits die dritten Tasse Kaffee ein. Frau M. spielt mit ihrem Handy bis ein wichtiger Anruf kommt und sie den Raum für kurze Zeit verlässt. Der Abteilungsleiter der V-Abteilung appelliert an alle Teilnehmer eine sachliche und eine zielführende Diskussion zu führen. Frau Z. weißt daraufhin, dass aufgrund der Sparmaßnahmen des Vertriebscontrollings nicht genügend Werbegeschenke vorhanden sind. Herr W. wird rot. „Aber wir haben doch...“ kurze Pause „also Kugelschreiber und Feuerzeuge sind ausreichend vorhanden.“ „Ja, ja, diese Billigteile. Damit können wir niemanden beeindrucken!“ „Aber sie hatten doch alle Möglichkeiten bei der Budgetplanung ihren Bedarf anzumelden“ „Budgetplanung, das ich nicht lache. Sie haben unser Werbemittelbudget, trotz unserer Bedenken, um 25 Prozent gekürzt. Also so können wir nicht arbeiten!“ „Die Einsparungsmaßnahmen kommen von ganz oben und wir müssen sie umsetzen!“ dieser Einwurf von Herrn W. sitzt, trägt aber nicht zu Entspannung der Situation bei. Mit einem angedeuteten Kopfschütteln und süffisantem Lächeln schaut Frau Z. Frau M. an. „Na klar und ich zieh mir die Hosen mit der Kneifzange an“ flüstert sie.

Nach einer Stunde beendet der Abteilungsleiter der V-Abteilung das Meeting. „Wir sind uns alle einig, dass wir zukünftig noch mehr Anstrengungen unternehmen müssen, um flexibler auf die Bedürfnisse unserer Kunden zu reagieren. Der Beschluss von konkreten Maßnahmen war nicht das Ziel der heutigen Veranstaltung. Die offenen Punkte werden wir in weiteren Meetings besprechen. Frau Z. sie schreiben bitte bis morgen das Protokoll und geben es in die Abstimmungsrunde.“

Frau Z. schaut auf ihre Notizen. Da stehen die Worte Werbegeschenke und B. wie immer. Weiterhin befinden sich auf dem Blatt sechs Strichmännchen, ein Baum, vier Reihen von versetzt ausgemalten Karos und eine Einrichtungsskizze ihres neuen Wohnzimmers.
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Samstag, 7. Juli 2007

Chaos

Ihr Ziel, ein geregeltes Leben in ruhigen Bahnen, hatte sie seit einigen Jahren erreicht. Bereits in der Schule war sie von Zahlen und deren Ordnung fasziniert; aber weniger im philosophischen Sinne. Hatte sie sich verrechnet, dann strich sie nicht etwa das Ergebnis durch, sondern schrieb die ganze Seite nochmals fein säuberlich ab, damit NICHTS die Astethik ihrer gut geführten Hefter störte. Bei dem renommierten Unternehmen „XYZ AG“ absolvierte sie eine Lehre zur Industriekauffrau. Während des Lehrganges zum staatlich geprüften Bilanzbuchhalter lernte sie Klaus, ihren späteren Mann, kennen. Es war keine Liebe auf den ersten Blick, sondern eher auf die erste gemeinsam erstellte Bilanz. Nach einem halben Jahr heirateten sie.

Die heutige Nacht und der Traum waren der Anfang vom Chaos!

Sie wachte schweißgebadet auf. Klaus lag - wie immer ganz selbstzufrieden – leicht röchelnd neben ihr. Was war das für ein Traum gewesen!

Sie befand sich in dem kleinen Urlaubsappartement, welches sie im vorigen Jahr auf Rhodos gemietet hatten und lag mit einem fremden Mann im Bett. Das Lacken war feucht und ganz zerwühlt von der Schlacht, die gerade stattgefunden hatte. Wer war dieser Mann?

Jetzt erkannte sie die Augen. Es waren genau die, die sie seit Wochen auf dem Weg zur Arbeit in der S-Bahn fixierten. Zufällig waren ihr dieses dunkle Braun und der entschlossen Blick aufgefallen, als sie einmal von ihrer Zeitung aufsah. Tage später fanden sich ihre Blicke immer häufiger. Ab und an verzog sich sein Gesicht zu einem leichten Grinsen.

Nun saß sie wieder in Bahn. Vorsichtig scannte ihr Blick den Wagon. Die Augen waren nicht da. Ihre leichte Enttäuschung wich nach ein paar Minuten der Erleichterung. Es war ja nur ein Traum gewesen. Sie konnte sich jetzt ganz auf ihre Zeitung konzentrieren.

Allmählich fing das Wanken ihres gewohnten Lebensrhythmus an.

Beim Aussteigen vergaß sie die Zeitung. So was war ihr noch nie passiert. Kopfschüttelnd stieg sie die Treppen zum Ausgang der Station hinab. Plötzlich hörte sie hinter sich eine kräftige Stimme. Hallo! Entschuldigung! Ihre Zeitung.

Sie drehte sich um, da waren sie – diese Augen! Sie taxierte den ganzen Mann. Obwohl größer als sie, war er doch nicht so groß, wie sie sich vorgestellt hatte. Ist schon komisch, dachte sie, wenn man nur den Kopf kennt. Nach vier Sprüngen über die Treppen stand er neben ihr. Sie war verwirrt, als er ihr die Zeitung reichte. Mit aufgerissenen Augen und einem trockenen Mund stammelte sie ein Vielen Dank! heraus. Für einen kurzen Augenblick konnte sie seinen Geruch wahrnehmen. Bitte schön. Ich muss weiter. Einen schönen Tag noch! Mit schnellem Schritt verschwand der Mann an der nächsten Ecke.

Beim Einstecken der Zeitung fiel ihr Blick auf eine Telefonnummer. Er hatte diese und seinen Namen mit hastiger Schrift am rechten Zeitungsrand notiert.
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Mittwoch, 27. Juni 2007

Sommer in der Stadt

Vor ein paar Tagen war Sommeranfang, mächtig verregnet - wie es sich gehört. Warum sollte sich auch der Sommer, wie der Sommer benehmen, wenn der Frühling doch schon wie der Sommer war.

Die Stadt ist ein großer Moloch. An ihren Peripherien gleicht sie eher einer Kleinstadt. Nur die Größe der Ausfallstraßen vergegenwärtigt ihre eigentliche Dimension. Niemand sollte sich davon täuschen lassen, in ihrem Zentrum pulsiert das Leben – wenn auch auf gemächlicher Art. Die Stadt wehrt sich immer noch ihren Metropolen-Status anzuerkennen und ihre Bewohner sowieso.

Seit einigen Tagen ist also ganz offiziell Sommer. Ich bin nach getaner Arbeit wieder auf dem Weg zu ihr. Gerade wird die Stadt von einer massiven Regenfront eingenommen. Rechts die dunkeln Wolken, links Sonnenschein. Alles ist in klares, weiches Licht getaucht, so dass selbst die Trabantenstädte in der Ferne attraktiv wirken. Der Regen nimmt zu. Die Stadt saugt jeden Tropfen dankbar auf und gibt kleine Wasserdampfwolken ab.

In den nächsten Tagen wird ihre Hitze ganz langsam abkühlen. Der Staub ihrer Lunge verschwindet im Gullydeckel, schlängelt sich durch das unterirdische Abwassersystem, um dann als biologisch abbaubares Produkt aus den Klärwerken entlassen zu werden.

Das Wetter könnt der Stadt und ihren Bewohnern ein paar Tage der Ruhe.

So bald die Temperaturen wieder steigen, werden die Parks, die Straßen, die Plätze und die Strandbäder gefüllt sein. Die Bewohner werden über die Hitze der Stadt stöhnen, sich am Sonnabend in die langen Autokolonnen einreihen und nach Brandenburg oder an die See flüchten. An diesen Wochenenden gehört die Stadt ganz den Touristen und den Schlauen.

Und ich freu mich auf den guten alten „Oststrand“ und ein Becks in der Hand.
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Montag, 25. Juni 2007

Der Krieger

Da liegt sie seine Rüstung. Sie glänzt noch, nur bedeckt von einer leichten Staubschicht. Er hatte sie erst vor kurzem abgelegt, reparieren und polieren lassen. Nun liegt sie wieder an ihrem alten Platz. Immer wieder wanderte der Blick des Kriegers zu ihr.

Seit einigen Tagen zeichnet sich am Horizont eine neue Schlacht ab. Und während der Krieger über die neusten Ereignisse nachdenkt, kommen ihm die alten Schlachten in den Sinn. So mancher Sieg war leicht errungen, andere schwer. An einigen Schlachten hat er sich nicht beteiligt. Er ist an ihnen vorbei gegangen, weil das Ziel nicht lohnend war. Und dann die großen Niederlagen, mit ihren tiefen und schweren Verletzungen. Die letzten Narben sind noch frisch, aber sie bluten nicht mehr und sind verheilt.

Der Krieger nimmt die Rüstung prüfend in die Hand. Sie ist immer noch gut, leicht und sitzt perfekt. Er überlegt, ob er sie anbehalten und in die Schlacht ziehen soll. Den Gegner kennt er diesmal nicht. Er hatte noch nicht genügend Zeit ihn zu studieren. Er hat nur eine leise Vorahnung von seiner Stärke und er weiß, dass seine Erfahrungen ihm bei diesmal nichts nützen werden. Ihn beschäftigt die Frage, wer als Erster die Achillesferse des anderen findet. Wird der Gegner, wenn er seine gefunden hat, zustechen?

Er zieht die Riemen des Brustharnisches ganz fest, tritt mit großem Respekt vor dem Gegner aus der Tür, den Ort der Schlacht suchend.
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Zu spät

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