Montag, 6. August 2007

Gipfelstürmer

Als Lalman, unserer Guide, uns weckt, ist es draußen noch dunkel. Ich bin zerschlagen, unausgeschlafen und Kopfscherzen quälen mich. Seit gestern leide ich unter der Höhenkrankheit. Auf dem Weg zum Everest Basis Camp war sie da. Mit jedem Schritt schlug ein Vorschlaghammer gegen meine Schädeldecke. Viel trinken, Kopfschmerztabletten und Ruhe würden meinen Zustand verbessern, dachte ich. Lag damit aber voll daneben.

Everest Basis Camp
Everest-BC

Lalman schaut mich an. Er hat uns später geweckt, als er wollte. Es ist bereits kurz nach fünf Uhr. Der andere Lars und ich stehen auf dem Hof der Lodge, trinken Kaffee und kauen lustlos Kekse. Ein richtiges Frühstück gibt es heute nicht. Wir wollen auf den Kala Patthar steigen, den Sonnenaufgang über dem Everest erleben. Lalman schiebt mir eine Spezial-Medizin hin. Er lächelt wie immer. Keine Ahnung was ich da zu mir nehme, aber ich schlucke die Tablette. Schlimmer kann es nicht werden.

Heute Nacht hat es begonnen zu schneien. Eine leichte Pulverschneeschicht bedeckt alles. Die absolute Stille ist mir gestern schon aufgefallen. Wir beobachteten einen Lawinenabgang am Nuptse. Erst ein leichtes Knacken, dann ein kurzes dumpfes Grollen, rutschende Eis- und Schneemassen und anschließend wieder Stille. Irgendwie scheint hier oben alles in Watte eingepackt zu sein. Die Sieben- und Achttausender um uns herum vermitteln auf ihre Art eine mehr als trügerische Friedlichkeit.

Kala Patthar bedeutet der schwarze Berg. Berg ist übertrieben; im Gegensatz zu den anderen wirkt er wie ein kleiner Steinhaufen. Die Experten streiten immer noch über seine wirkliche Höhe. Die offizielle Angabe lautet 5.545 Meter oder 5.600 Meter. Für uns Touristen ist er der Aussichtsgipfel für den Everest. Höher geht es für uns nicht.

Kala Patthar [nicht der Berg im Hintergrund ;-)]
Kala-Patthar

Dem anderen Lars geht es ebenfalls schlecht. Nur Lalman hat wirklich gute Laune, als wir uns auf dem Weg begeben. Er erzählt uns, dass die meisten anderen Gruppen bereits zum Gipfel aufgebrochen sein. Mir ist das vollkommen egal. Ich verfluche zum ersten Mal diesen Urlaub und frage mich, wann die Wirkung der Wundertabletten einsetzt. Lange muss ich darauf nicht warten. Nach ungefähr einer halben Stunde sind meine Kopfschmerzen weg. Super, dann kann ja doch noch was aus dem Tag werden.

Am Anstieg verabschiedet sich der andere Lars. Wir sollen nicht auf ihn warten. Er kommt nach. Ich kann Lalman noch folgen, beginne aber immer mehr auf meine Körper zu achten.

Den Vorteil der Langsamkeit haben wir bereits vor einigen Tagen entdeckt. Nach fünf Schritten gegen den Berg rennen, explodiert die Halsschlagader und man steht heftig keuchend in der Gegend. Also in der Ruhe liegt die Kraft. Ich finde für die ersten 150 Höhenmeter meinen Rhythmus. Super! In der Ferne sind vereinzelt andere Gruppen beim Aufstieg zu erkennen. Ich konzentriere mich ausschließlich auf den Weg. Nur nicht auf den Geröllmassen ausrutschen. Der Neuschnee hat den Weg verdammt glatt gemacht.

Und dann geschieht es: Die Tabletten zeigen ihre Nebenwirkungen. Streik meiner Verdauungsorgane. Mir wird übel. Nur ausruhen, denke ich. Lalman schaut sich immer wieder nach uns um. Jetzt kommt er zurück. Ich bedeute ihm, dass alles okay ist. Ist es aber nicht wirklich. Ich überlege, welche Alternativen ich habe. Zurück zur Lodge würde ich nicht mehr schaffen. Das sind ungefähr 2 Kilometer. Eine Toilette gibt es hier auch nicht. Mist! Ich habe ein Problem und nur eine unorthodoxe Lösung. Ist jetzt egal! Hauptsache ich komm auf diesen blöden Berg, denke ich.

Nach weiteren drei Zwischenstopps hinter irgendwelchen Steinhügeln und einer halbe Stunde Restaufstieg bin ich oben. Der andere Lars und noch viele mehr sind auch da. Ich bin mir immer noch nicht sicher, wie es mir geht. Das erhoffte Glücksgefühl stellt sich nicht ein. Wir machen Fotos, lassen uns fotografieren und fotografieren andere.

Auf dem Kala Patthar
Auf-dem-Kala-Patthar

Der Gipfel ist etwa 5 Quadratmeter groß; viel zu klein für die Menge der Menschen hier oben. Das ist jetzt der Höhepunkt der Reise. Dem anderen Lars und mir geht es weiterhin schlecht. Als wären wir Japaner, verballern wir zwei Filme. Nur schnell wieder runter.

Everest kurz nach dem Sonnenaufgang
Everest

In der Lodge beim Frühstück beschließen wir, so weit wie möglich abzusteigen. Am späten Abend befinden wir uns 1000 Höhenmeter tiefer in Tengpoche. Hier unten auf gut 4000 Meter geht es uns wieder besser. Genau für solche Erfahrungen machen wir diesen Urlaub!

Fertig in Tengpoche
Fertig-in-Tengpoche
Zu finden unter: Weltenbummelei

Zu spät

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