Indien - Part 4

07.10. bis 08.10. Jodphur

Für unsere Weiterreise nach Jodphur hatten wir zwei Tickets bei einem privaten Busunternehmen gekauft. Der Bus sollte 11:00 losfahren. Um 10:50 waren wir auf dem Platz, von dem die privaten Busse starten. Nach dem wir aus der Rikscha ausgestiegen waren, nahm uns gleich ein Mann, welcher kein Englisch sprach, unser Gepäck ab, und verstaute es im Gepäckteil des Busses. Er hielt den Zettel, der als Ticket für die Fahrt diente in der Hand und wollte uns was erklären. Wir dachten nur, dass er führ die Gepäckstücke extra Geld haben wollte. Herr L. war leicht aufgebracht. Ich auch. Also zahlten wir nichts und setzten uns auf unsere Plätze im Bus. Aber der Bus fuhr nicht, nicht um 11:15, auch nicht um 11:20, oder um 11:30. Er füllte sich langsam immer mehr. Wir nahmen alles noch hin, weil wir dachten, dass ist halt die indische Pünktlichkeit. Wir waren auch nicht verwundert, warum alle rote Tickets hatten und wir gelbe. Irgendwann machte ein Mann unsere Plätze streitig. Nach einem Blick auf unsere Zettel erklärte er uns, dass wir im falschen Bus sitzen. Der Adrenalinspiegel stieg wieder an. Herr L. begab sich zum so genannten Office auf dem Platz. Wie sich herausstellte, war der Bus, für den wir Tickets hatten bereits längst gefahren. Dieser Bus würde um 12:00 nach Jodphur fahren. Wir waren sauer, zahlten dann aber nochmals den Fahrtpreis und konnten sogar noch Sitzplätze kaufen. Und dann fuhr der Bus los, nicht 12:00, sondern 11:45. Super Prinzip. Keine Ahnung, warum dann die Abfahrtzeiten zur vollen Stunde angegeben werden. Nun gut. Wir beruhigten uns so groß waren die finanziellen Verluste nun auch nicht. Die Busfahrt war indisch chaotisch. War noch einige Zentimeter Platz im Bus, so wurden noch weitere Mitreisende aufgenommen, bis kein Platz mehr war. Teilweise bekam ich Platzangst. Nach 5 Stunden war alles überstanden. Wir waren endlich in Jodphur.

Auf der Fahrt zu unserer Unterkunft, dem Blue House Hostel, rammte unser Rikschafahrer ein Auto, oder das Auto fuhr die Rikscha an. So richtig kann ich nicht sagen, wer nun Schuld hatte. Was aber auch keine Rolle spielte. Der Schaden wurde kurz begutachtet, ein kleiner Wortwechsel und wir fuhren weiter. So läuft das hier.

Das Hostel ist eine Budget-Unterkunft in der Altstadt von Jodphur. Zentral, in einer Seitengasse gelegen, war es sauber und schön ruhig. Mit Jodphur waren, nach den kleineren Städten der letzten Tage, wieder in einer größeren indischen Stadt angekommen. Entsprechend quirlig ist dies Stadt. Ich empfand dies nun nicht mehr als störend, was zeigt, dass ich allmählich mich an die indischen Verhältnisse gewöhnte. Auf der Dachterrasse gab es das obligatorische Stadt-Begrüßungs-Bier – natürlich Kingfisher! Wir hatten einen herrlichen Blick auf die Festung und den alten Palast von Jodphur. Die Sonne ging unter und von den vielen Moscheen der Altstadt rief der Muezzin zum Gebet. Und aus anderen Ecken der Stadt heulten Sirenen zum Zeichen des Protestes, zumindest war dies unsere Vermutung. Als das Bier ausgetrunken war, schlenderten wir noch einwenig durch die Gassen der Altstadt auf der Suche nach einem annehmbaren Restaurant. Wir fanden ein nettes Dachrestaurant. Ja, so macht das Leben Spaß – eine super Sommernacht, gutes Essen, Bier ... Mist, das meine Reisebegleitung männlich ist. Herr L. dachte dies auch öfters. ;-)

Der nächste Tag gehörte der Festung von Jodphur. Eigentlich das Fort von Mehrangath der Könige von Jodphur. Obwohl meine Probleme mit meinen Füssen immer schlimmer werden, quälte ich mich den Berg zur Festung rauf. Gott, war es schrecklich. Ich konnte nur noch unter Schmerzen laufen, oder besser wie ein alter Mann humpeln. Das Fort wirkt von außen spektakulär, kann dieses Versprechen im Inneren aber leider nicht halten. Wir waren nach dem wir den Stadtpalast in Udaipur gesehen hatten, leicht enttäuscht. Dafür war der Eintritt auch billiger und deren Preis inklusive der Fotoerlaubnis. Die Erklärungen der Audioguidetour waren aber genauso umfangreich wie in Udaipur. Außerdem kann man sich hier über den richtigen Gebrauch von Opium aufklären lassen. Die Inder trinken ein Opiumtee. Gibt es aber nicht in den Restaurants. ;-) Danach wollte Herr L. noch zum Jaswant Thanda – dem Mausoleum für Jaswant Singh II.. Es wird auch als das Taj Mahal von Jodphur bezeichnet. Wir gingen, wobei ich mich eher schleppte dorthin. Nach Herrn L. handelt es sich eher um ein Taj Mahal für Arme. Trotzdem schön. Zurück nahmen wir uns eine Rikscha, darauf hatte ich bestanden. Mehr als drei Meter konnte ich nicht mehr humpeln.

Nach einer kleinen Bierpause, ließen wir uns zum Adidas-Shop der Stadt fahren. Dieser liegt im neueren Stadtteil. Hier vermischt sich das indische Chaos mit westlichem Chick. Alles dicht bei einander. Herr L. kaufte den halben Laden leer. Danach brauchte ich noch Zigaretten. Keine indischen, sondern westliche, was für den Rikschafahrer eine echtes Problem darstellte. Wir mussten drei Läden anfahren, bis ich endlich eine ganze Schachtel kaufen konnte. Bei den anderen hätte ich nur einzelne Zigaretten bekommen können. Eine ganze Schachtel wollte mir niemand verkaufen. Das verstand ich nicht.

09.10. bis 11.10 Delhi

Für den Weg nach Delhi hatten wir ab Jodphur einen Flug gebucht. Dieser sollte am frühen Nachmittag (14:00) starten. Wir konnten schön ausschlafen, gemütlich frühstücken und dann zum Flughafen fahren. Nach dem wir den Inlandsflughafen von Bombay gesehen hatten, waren wir der Meinung, dass auch auf dem Jodphur ein ähnlicher Standard herrschen würde. Der Sohn des Hostel-Besitzers erklärte uns zwar, dass es nicht so wäre, aber wir hörten nicht auf ihn. Dort angekommen, mussten wir leider feststellen, dass er nicht gelogen hatte. Es gab nichts, außer Cola und Wasser. Dabei wollten wir doch gemütlich abhängen und Bier trinken. So blieb nur abhängen. Dann hatte auch noch der Flieger eine geschlagene Stunde Verspätung. Wobei Verspätung nicht richtig war, weil der Flieger schon auf dem Flughafen war, wir aber nicht einsteigen durften. Ich vermute es hängt damit zusammen, dass am selben Tag ein Flugzeug in Delhi notgelandet ist. 15:00 ging es endlich los. Der Flug war etwas unruhig. Solche Flüge liebe ich sehr. Da merkt man wenigstens, dass man fliegt. Bei den „Luftlöchern“. Herr L. fand das ganze wohl nicht so gut.

In Delhi angekommen nahmen wir uns ein so genanntes Prepaid-Taxi. Wirklich praktische Einrichtung. Keine Verhandlung über den Fahrpreis. Am Schalter holt man das Ticket für das Taxi und dann wir einem ein Taxi zugewiesen. Ein netter Mann aus Flieger, gab uns noch den Hinweis, dass Ticket erst dem Taxifahrer zu geben, wenn wir auch wirklich am Hotel angekommen sind. Was wir auch taten. Der junge Taxi fahren wollte uns wohl damit beeindrucken, wie schnell er vom Flughafen zum Hotel fahren konnte. Jedenfalls raste er mit 80 oder 90 km/h durch die Stadt und war nach 25 Minuten am Hotel. Glücklicherweise funktionierte nicht nur die Hupe des Taxis, sondern auch die Bremsen.

Wir hatten uns für Delhi das YMCA Tourist Hostel ausgesucht. Es liegt in New Delhi in der Nähe des Connaught Place und war noch bezahlbar. Die Hotels im Travellerviertel wollten wir meiden. Laut Reiseführer besitzen die meisten 24-Stunden-Restaurants in den oft Partystimmung herrscht, und wir ältere Herren sind, die ihren ruhigen Schlaf benötigen – zumindest Herr L. Dummerweise haben wir uns keine Gedanken über die Bedeutung der Abkürzung YMCA gemacht. Wie sich herausstellte wählten wir ein christliches Hostel. Egal. Es gab zwar kein Bier und das Hostel war etwas in die Tage gekommen, aber für die letzten beiden Nächte würde es reichen.

Auf der Suche nach einem Bier gingen wir zum Connaught Place. Das Viertel ist eine Mischung zwischen heruntergekommen Gebäuden aus der Kolonialzeit und moderner Architektur. Ich würde ihn als so was wie den Potsdamer Platz von Dehli bezeichnen. Nur auf indisch halt. Nach einer kleinen Runde durch das Viertel fanden wir eine nette Bar, das Blues.

Super, hier gab es alles was unser Herz begehrte – richtiges Bier, sogar ordentlichen Whiskey und Rockmusik. Den indischen Bollywood-Pop konnten wir langsam nicht mehr ertragen. Wir hatten viel Spaß. Wie wir bereits in Diu erleben konnten, ist es für die Inder wichtig, schnell betrunken zu werden. Also kippen sie sich das Bier in den Hals, als würden sie Wasser in der Wüste trinken. Und dann fangen sie an zu rocken. Obwohl das nicht ganz richtig ist, weil sie dabei auf ihren Stühlen sitzenbleiben, reißen die Arme in die Luft und fangen mit wildem Headbanging an. Okay, was sollen sie auch machen, wenn es im ganzen Laden keine Tanzfläche gibt. Alles in Allem herrscht so was wie Narrenfreiheit. Selbst, wenn jemand mit dem Kopf auf den Tisch schlägt, dabei sein Bier umschüttet, weil er schon mächtig besoffen ist, wird er nicht höfflich aus dem Lokal befördert. Im Gegenteil, das Bier wird aufgewischt und die nächsten auf den Tisch gestellt. An diesem Abend erhielten wir die größte Rechnung während der gesamten Reise und waren nicht mal annährend so betrunken, wie die restlichen Inder im Laden.

Das Programm für unseren letzten Tag in Indien war einfach. Wir schauten uns das Parlaments- und Regierungsviertel in New Delhi an – vor allem die Prachtstraße Rajpath mit dem India Gate an. Super englische Kolonialarchitektur gepaart mit indischen Einflüssen. Leider sind die Parks rechts und links von der Rajpath etwas verwahrlost und die gigantischen Springbrunnenanlagen nicht im Betrieb. Danach mussten noch die restlichen Mitbringsel gekauft werden. Abends ging es dann wieder ins Blues. Die Bedienung begrüßte uns bereits mit Handschlag, so, als wären wir Stammgäste. An diesem Abend ging es in der Bar noch mehr ab. Unsere Rechnung hielt sich in Grenzen, weil am nächsten Tag der zeitige Rückflug nach Deutschland ging.

PS: Gestern hatte ich den Kulturschock in die andere Richtung. Aber nicht lange, kaum rauchte ich vor dem Leipziger Bahnhof eine Zigarette, da wurde ich auch gleich von zwei Bettlern angeschnorrt. ;-)
Zu finden unter: Weltenbummelei
sureshot (Gast) - 13. Okt, 09:44

Welcamm begg mei frend...

:-)

BoeLa - 13. Okt, 19:19

DANKE! Wir müssen unbedingt demnächst mal ein Bier trinken gehen!!!
sureshot (Gast) - 13. Okt, 19:26

Yes, mei frennd, wudd bie ä plescher. Wenn ju heff teim for mie? Iss Wennsdey ä gudd dey? Deh bier in Jerrmennie iss ohlweis werrie gudd, mei frend.

Zu spät

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